
Franz Fischer, Bildhauer.
*28.11.1900 Prag, †23.1.1980 Zürich.
Steinbildhauer, Bronzeplastiker und Zeichner.
Kunst im öffentlichen Raum und Bauplastik in der Stadt Zürich.
Als Sohn von Schweizer Eltern in Prag geboren. 1916–17 Kunstgewerbeschule
Zürich
und anschliessend Steinhauerlehre in Lugano.
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Steinhauerlehre in Lugano bei
Luigi Vassalli.
Skulptur von
Luigi
Vassalli.
Scultura in bronzo dello scultore Luigi
Vassalli di Lugano, dove Franz Fischer ha fatto il suo apprendistato e
dove come apprendista ha potuto aiutare ad eseguire questa scultura del
Carlo Battaglini (1812 Cagiallo) |
1921–23 Meisterklasse an
der Akademie in Rom. 1926–28 mehrmonatige Parisaufenthalte mit Studien an
der Académie de la Grande Chaumière, ermöglicht durch drei
aufeinanderfolgende Eidgenössische Kunststipendien.
Ab 1931 in
Sala-Capriasca (TI) mit
Cornelia Forster bis zur endgültigen Niederlassung in Zürich-Oerlikon
1936. 1939 Conrad Ferdinand Meyer-Preis. Unterbruch der künstlerischen
Tätigkeit durch den Aktivdienst während des Zweiten Weltkriegs. Im
Oerlikoner Atelierhaus entstehen zahlreiche Freiplastiken und Werke für
Kunst am Bau, vor allem für den städtischen Raum von Zürich. Ab 1939 Präsenz
an vielen nationalen und internationalen Ausstellungen. Zu den wichtigsten
gehören 1939 die Schweizerische Landesausstellung in Zürich (temporär
aufgestellte Gipsplastik Gäa, Höhe 630 cm), im gleichen Jahr die
Weltausstellung in New York (Bronzeplastik Geher) sowie 1948 die Biennale di
Venezia. Ab 1944 erteilt Fischer Abendkurse im Aktzeichnen an der
Kunstgewerbeschule Zürich. 1950–57 übernimmt er das Präsidium der
Ausstellungskommission des Zürcher Kunsthauses. 1953–59 Mitglied der
Eidgenössischen Kunstkommission. Retrospektiven finden 1966 im Kunstmuseum
Winterthur und 1976 im Helmhaus Zürich statt.
Werkwürdigung:
Mit seiner Steinhauerlehre und der anschliessenden, auf dem klassischen
Aktstudium gründenden Ausbildung in Rom erwirbt sich Franz Fischer ein
gründliches bildhauerisches Können, das neben einem kritisch-rationalen Sinn
für seine Laufbahn richtungweisend wird. Die Eindrücke im Paris der
mittleren 1920er Jahre eröffnen Fischer die Möglichkeiten kubistischer
Formanalyse und abstrahierender Vereinfachung. Nach der Rückkehr in die
Schweiz reicht die stilistische Spannweite der nun entstehenden Bildnisköpfe
und figürlichen Freiplastiken vom Neoklassizismus bis zu einem gemässigten
Expressionismus. Nach 1945 entwickelt sich die Dialektik zwischen
Naturvorbild und kubistischer Tektonik, die verschiedene Abstraktionsgrade
zulässt, zu Fischers wichtigstem formalem Anliegen. In der Folge wird das
Hochrelief, in dem sich starke Plastizität und Flächenhaftigkeit
gleichzeitig realisieren lassen, zu seiner bevorzugter Werkgattung, die in
engem Zusammenhang mit Kunst-am-Bau-Aufträgen steht.
Fischers Motive sind der Mensch als Existenzfigur, als Porträtbüste oder im
Gruppenzusammenhang seines sozialen Umfeldes. Hinzu kommen Tiere, vor allem
der Hund und der Stier. Von der überlebensgrossen Figur des Gehers (1933–36)
für die Sportanlage Oerlikon, die – in der Nachbarschaft eines Schulhauses
aufgestellt – wegen ihrer Nacktheit eine lokale Kontroverse auslöst, über
antikisierende Bronzefiguren wie die Liegende (1934) für den Zürcher
Friedhof Enzenbühl reichen die Aufträge bis zu zahlreichen grossen
öffentlichen und privaten Gestaltungen. Darunter die Reliefs für den Neubau
des Schweizerischen Bankvereins am Paradeplatz (1954–59, Solothurner
Kalkstein) und die gesamte plastische Ausstattung der renovierten
Augustinerkirche (1958–59). Für die Weltgesundheitsorganisation in Genf
entsteht 1966 das Bronzeportal zum Konferenzsaal (Menschen).
Der gegenständliche Ausgangspunkt bleibt bis 1975 immer klar erkennbar. In
der letzten, sehr fruchtbaren Schaffensphase, in deren Zentrum eine Reihe
polierter Kleinbronzen steht, wird der figurative Bezug schliesslich
zugunsten einer an Constantin Brancusi orientierten Abstraktion weitgehend
aufgegeben. Fischers dreidimensionales Werk wird von – teilweise kolorierten
– Zeichnungen begleitet, die in ihrem Anspruch und ihrer Qualität oft über
reine bildhauerische Vorarbeiten hinausgehen.
Werkhinweis:
1954–59, Zürich, Paradeplatz, Reliefs am Gebäude des Schweizerischen
Bankvereins; 1958–59, Zürich, plastische Ausstattung der Augustinerkirche;
1966, Genf, Haupteingangstüre zum grossen Auditorium der
Weltgesundheitsorganisation.
Literatur:
• Ralph Kellenberger, Martin Frommelt: Anton Frommelt 1895-1975. Der Maler
und Kunstvermittler. Vaduz, Liechtensteinische Staatliche Kunstsammlung,
1995. [Texte:] Ute Pfanner [et al.]. Vaduz: Schalun, 1995
• Sabine Altorfer: Kunst in Baden. Die Werke im öffentlichen Raum. Baden:
Baden Verlag, 1995
• Die Sammlung Glarner Kunstverein. Konzept: Annette Schindler; Hrsg.:
Glarner Kunstverein. Glarus, 1995
• Aroldo Gamper-Fischer: Franz Fischer 1900-1980. Zeichner und Plastiker.
Kunsthaus Glarus, 1992. Sulgen: Niggli, 1992
• Rolf Lambrigger: Zürich. Zeitgenössische Kunstwerke im Freien. Geleitwort:
Thomas Wagner; Vorwort: Sigmund Widmer; Einleitung: Rolf Lambrigger. Zürich:
Orell Füssli, 1985
• Paul-André Jaccard, Heiny Widmer, Beat Wismer: Aargauer Kunsthaus Aarau.
Sammlungskatalog. Band 2. Werke des 20. Jahrhunderts. Von Cuno Amiet bis
heute. Baden: Lars Müller, 1983 (Schweizerisches Institut für
Kunstwissenschaft. Kataloge Schweizer Museen und Sammlungen 5/2)
• Dreissiger Jahre Schweiz. 1936 - Eine Konfrontation. Aargauer Kunsthaus
Aarau, 1981. [Texte:] Heiny Widmer [et al.]. Aarau, 1981
• Carl Roesch. Jakob Probst. Franz Fischer. Albert Siegenthaler. Aargauer
Kunsthaus Aarau, 1969
• Robert Hess: Neue kirchliche Kunst in der Schweiz. Kleiner Wegweiser zu
den wichtigeren Werken. Zürich: NZN Buchverlag, 1962
• Eduard Plüss: Franz Fischer. Monographie. Zürich: NZN Buchverlag, 1962
• Hans Aeschbacher, Franz Fischer, Ödön Koch. Kunsthaus Zürich, 1960.
[Text:] René Wehrli. Zürich, 1960
• Marcel Joray: La sculpture moderne en Suisse. Schweizer Plastik der
Gegenwart. [Edition originale:] Neuchâtel: Editions du Griffon, 1955-1988.
[Edition allemande:] Neuenburg: Editions du Griffon, 1955-1989. 4 vol./4 Bde
• Werke öffentlicher Kunst in Zürich. Neue Wandmalerei und Plastik.
Einleitung und Anhang: Erwin Jaeckle; Bildteil: Martin Hürlimann. Zürich:
Atlantis, 1939
Lexika:
Bénézit, KLS, KVS, Vollmer
Schlagwörter:
Aquarell, Bronzeplastik, Brunnen, Grafik, Kunst am Bau, Kunst im
öffentlichen Raum, Münzen, Plastik, Relief, Skulptur, Steinskulptur,
Zeichnung
Quellen:
Zürich, Nachlass (3000 Zeichnungen, 500 Plastiken),
betreut durch Aroldo Gamper-Fischer, Berja, Alpujarra, Spanien
Sandi Paucic
Bénézit Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs,
dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays. Par un
groupe d'ecrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle édition
entièrement refondue, revue et corrigée sous la direction des héritiers de
Emmanuel Bénézit. Paris: Gründ, 1976. 10 volumes.
[Editions précédentes: 1911-1924; 1948-1955]
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